Gender equality

Stellt euch mal folgende Situation vor: Opa und Enkel (2 Jahre) schaukeln gemeinsam auf dem Spielplatz, dann kommt ein Mädchen mit ihrem geliebten Puppenwagen samt Puppe vorbei. Der Enkel rennt zu dem Mädchen und fängt an mit der Puppe zu spielen und will den Puppenwagen fahren. Der Opa sagt in einem abschätzigen Tonfall: „Komm, Michi, du spielst doch lieber mit Autos.“ Und zieht seinen Schützling weg.
Spätz spielt derweil munter mit Mädchen, Puppe und Puppenwagen. Das war auch der Zeitpunkt als mir klar geworden ist, dass er gerne einen Puppenwagen möchte.

Das Wägelchen mit der kleinen Johanna im Hintergrund

Das Wägelchen mit der kleinen Johanna im Hintergrund

Also bin ich losgezischt und habe in zwei verschiedenen, gut sortierten Spielwarengeschäften in der Region nach einem passenden Puppenwagen gesucht. Tja, so etwas gibt es nur in Rosa und mit „my princess“-Aufdruck. Aber dafür variieren wenigstens die Rosatöne von hässlich bis augenvernichtend. Also abgesehen, dass es keine alternativen Farben gibt, die man geschlechtsunspezifisch verwenden kann, gibt es auch für Mädchen nur die Möglichkeit Rosa zu wählen.

Ich muss dazu einmal kurz ausholen und schaffe mir damit vielleicht keine Freunde: Für mich bedeutet Pink das Mädchen und Frauen in eine vorgegebene Rolle gepresst werden und Wahlmöglichkeiten beraubt werden. Mit der pinken Variante von Spielsachen ist bereits vorgegeben für was sich das Mädchen zu entscheiden hat. Meistens ist es aber so, dass wenn es zum Beispiel an die Kostümauswahl geht, die Polizeiuniform nicht in Rosa verfügbar ist. Deshalb geht für diese Mädchen auch nur das Prinzessinnenkostüm, das andere ist ja für Jungs. Wer sich da weiter informieren möchte, kann mal diese Webseite besuchen: Pinkstinks

Minimupf hat jetzt also einen rosa Puppenwagen, den er auch heiß und innig liebt. Ständig wird auf der Straße promeniert und nach drei Tagen Übung kann er ihn auch kunstfertig den Bordstein hochschieben.

Was ist eure Meinung?
Findet ihr, dass es egal ist in welcher Farbe die Spielsachen sind? Oder ist es doch eher so, dass Mädchen einfach rosa toll finden und damit spielen sollten?

Megaspätz!

Der Spätz ist jetzt schon fast 15 Monate alt und nicht mehr klein.

Bereits wenige Tage nach der Geburt vermuteten wir, dass Spätz körperlich extrem fit ist. Also haben wir ihn dahingehend unterstützt, seine Fitness auch voll ausleben zu können. Und dann kamen sie, die ersten echten Schritte, ganz alleine von einem Sofa zum Tisch, bei Jo zuhause mit etwas mehr als 10 Monaten.

Mittlerweile ist er ein echter Pro auf dem Asphalt. Rückwärts laufen, die Schräge hoch und runter laufen, rennen, alles kaum ein Problem.
In meinen Recherchen über die motorische Entwicklung gab es häufig Hinweise, dass mit dem Beginn des Laufens auch eine exponentielle Weiterentwicklung des Sprachverständnisses einsetzt. Das kann ich jetzt nur bestätigen.
Ich bin ja so ein Listenführer, also habe ich Minimupfens passiven Wortschatz aufgeschrieben mit etwas unter einem Jahr. Wir sind auf ungefähr 20 Wörter gekommen, von denen wir ausgingen, dass er sie versteht. Nach weiteren zwei Monaten habe ich die Liste geupdatet und kam auf etwa 80 Wörter, eine Vervierfachung des passiven Wortschatzes.

Woher kommt es, dass diese beiden Fähigkeiten so Hand in Hand gehen? Durch die Fähigkeit zu Laufen kommt es natürlich auch zu der Möglichkeit, dass sich der Spätz frei durch den Raum bewegen kann. Es gibt kaum noch Hindernisse und beide Hände sind frei. Vor allem diese Freihändigkeit wird intensiv zum „Da da“- Zeigen genutzt. Und als involvierte und besorgte Eltern erklärt man dem wissbegierigen Nachwuchs natürlich sofort: Das ist eine Schnecke. Wie macht die Schnecke*?

 

Und was war Spätzens erstes Wort nach Mama und Baba? Ja, da kommt ihr nie drauf: Ziege. Mhm. Im Ort nebenan gibt es ein Gehege mit eben diesen. Und Minimupf als echtes Biologenkind liebt Tiere (*hüstel*) und da er ja laufen kann, kann er sie auch füttern. Das hat echten Eindruck gemacht. Und weil ich als Mama wohl manchmal einfach schwer von Begriff bin, hat er gelernt an unsere Haustür zu klopfen und enthusiastisch: Tiege (das Z ist noch etwas schwierig) zu brüllen.

Was Herrn Mupf und mich aber am Meisten überrascht hat in punkto Sprachentwicklung ist die Kreativität mit der Minimupf an die Sprache und an die Gebärden geht. Er erfindet einfach seine eigenen Gebärden und setzt sie bei jeder Gelegenheit ein. Ein Flugzeug ist beispielsweise eine raketenmäßig nach oben schnellende Hand, die auf den Haaren zu liegen kommt. Oder Fliegen, Bienen und ja auch Motorräder: Die Hand vollführt Wellenlinien, Zeigefinger und Daumen zusammengepresst und es wird gesummt.
Dadurch dass wir jetzt immer mehr Einblicke in seine Gedankenwelt bekommen, wird uns auch bewusst, dass er noch viel mehr Dinge und Geräusche mitbekommt, die wir gar nicht mehr hören. Wer hört denn noch den Hund in der Ferne, das Motorrad, dass zwei Strassen weiter vorbeifährt und jedes Flugzeug, dass am Himmel rumächzt. Kein Wunder, dass man da einen Mittagsschlaf braucht.

Tiege!

Tiege!

*Kleine Anmerkung: Die Schnecke macht schmatz schmatz. Zu erreichen in dem man geräuschvoll die Zunge zwischen den Zähnen vor und zurück führt.